[enthält Werbung] Menschenschlangen bilden sich seit dem Corona-Winter nicht mehr an den Sesselliften, sondern ganz untypisch auf und abseits der Pisten. Viele Wintersportler sind auf den Geschmack gekommen und versuchen sich im Skitourengehen.
Etwas Essentielles kommt oftmals jedoch viel zu kurz: die Sicherheit.
Patrick Jost ist seit über 20 Jahren hauptberuflicher Berg- und Skiführer und leitet seit 1998 das Hindelanger Bergführerbüro. Dass er nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten ist, erlebe ich, als er mich auf eine Skitour mitnimmt und mir alles über Lawinengefahr und Sicherheit beim Skitourengehen erklärt.
Sicherheit und Lawinengefahr: Was muss ich beim Skitourengehen im Gelände beachten?
Unfälle passieren oftmals aus Unwissenheit oder Unachtsamkeit.
Wenn du im Winter in den Bergen unterwegs bist, ob mit Ski oder Schneeschuhen, solltest du die Lawinenlage vor Ort genau beurteilen können.
Dafür braucht es Erfahrung und kann nicht von heute auf morgen erlernt werden. Umso wichtiger ist es als Skitouren-Anfänger, dass du dich an folgende Regel hältst:
Je defensiver du unterwegs bist, desto sicherer ist es.
Kriterien der Lawinenbeurteilung für Skitourengeher
Der Profi erklärt, dass es bei der Lawinenbeurteilung 3 grundlegende Kriterien für beginnende Skitourengehr zu beachten gibt:
1. Lawinenlagebericht
Der Lawinenlagebericht wird täglich veröffentlicht. Wenn du ihn richtig liest und bei hoher Lawinengefahr ins flachere Gelände gehst, bist du grundsätzlich auf der sicheren Seite.
Wenn es zu Unfällen kommt, dann häufig deshalb, weil die Leute bei hoher Lawinenstufe in viel zu steiles Gelände gehen.
2. Steilheit
Die Steilheit des Hangs spielt neben der Warnstufe eine wesentliche Rolle für die richtige Einschätzung der Lawinengefahr. Das zeigt die Erfahrung des Ski- und Bergführers: Die meisten Unfälle passieren bei Lawinenstufe 3 und 40 Grad steilem Gelände!
Skitouren-Anfänger sollten sich deshalb merken: Bei hoher Lawinengefahr immer unter 30 Grad Steilheit bleiben!
3) Exposition
Im Winter ist es für dich als Skitourengeher nordseitig riskanter, im Frühjahr dagegen ist die Lawinengefahr südseitig (je nach Tageserwärmung) größer.
Um die Exposition vor Ort richtig einschätzen zu können, braucht es viel Erfahrung.
Für Skitouren-Anfänger gilt: Je besser deine Vorbereitung und je defensiver du unterwegs bist, desto sicherer ist es.
Empfehlung vom Bergführer für Skitouren-Neulinge
„Neulingen versuche ich immer zu vermitteln, dass sie eine Tour niemals auf Biegen und Brechen durchziehen sollen. Jeder sollte sich mit der Tour vorab genau befassen und die Bedingungen vor Ort kennen.
Dementsprechend lässt sich einordnen, ob die Tour passend zum Lawinenlagebericht und den Faktoren Steilheit und Exposition ist.
Wenn nicht, lautet die logische Konsequenz: Umplanen oder bereits ein Ausweichziel parat haben. Denn:
Den Schnee interessiert es nicht, ob du zur falschen Zeit am falschen Ort bist“
Unterwegs auf präparierten Pisten: Gefahren beim Pistengehen
Pistengehen ist in den letzten Jahren immer populärer geworden. Gerade als Einstieg ins Skitourengehen ist es bestens geeignet.
Und auch wenn du keine Angst vor Lawinen haben musst, denn solltest du vor anderen Gefahren auf der Hut sein: vor Pistenwalzen und abfahrenden Skifahrern.
Kollisionsgefahr mit Skifahrern
Gerade auf einer stark befahrenen Piste kommt es immer wieder zu Kollisionsunfällen. Die kannst du vermeiden, wenn du dich aufmerksam an der Seite der Piste nach oben bewegst und nur in den nötigsten Fällen die Piste querst.
Gefahr von Pistenwalzen beim Skitourengehen
In den letzten Jahren vermehrt hinzu gekommen, sind vor allem Unfälle mit Pistenwalzen. Skitourengeher, die in der Dunkelheit die Piste hochlaufen, wissen oft nicht, dass von Walzen eine große Gefahr ausgeht.
In steilerem Gelände werden die Pisten mit Walzen, die an einem Stahlseil hängen, gewalzt. An einer Winde fahren die Walzen am Hang auf und ab, teilweise auch quer. Wenn kein Zug auf das Seil ausgeübt wird, schnallt das Stahlseil bis zu vier Meter in die Höhe. Dass es kein Vergnügen ist, diese Gewalt am eigenen Körper zu spüren, muss ich wohl nicht weiter ausführen.
Konkret heißt das für dich: Lauf nicht an jeder Piste einfach so hoch, schon gar nicht im Dunkeln!
Sobald eine Walze fährt, solltest du dich am besten überhaupt nicht auf der Piste aufhalten. Informiere dich im Voraus und halte dich an die ausgeschriebenen Vorgaben.
Im Allgäu findest du zudem Pistenbetreiber, die nach den normalen Pistenzeiten bestimmte Wochentage und Uhrzeiten extra für Skitourengeher freigeben.
Sicher Skitourengehen: Ausrüstung
Unverzichtbar, wenn du abseits der Piste unterwegs bist, egal ob Anfänger oder Profi, ist die passende Ausrüstung.
Ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), eine Lawinensonde und -schaufel und ggf. ein Lawinenairbag (ABS) dabeizuhaben, sind ein absolutes Muss.
Was du sonst noch benötigst, findest du im Artikel „Skitourengehen für Anfänger“.
Du willst sicher Skitourengehen? Dann halt dich an den Profi
Auf der Website des Hindelanger Bergführerbüros findest du sämtliche Infos zu Skitourenkursen für alle Könnerstufen. Und natürlich noch viel mehr: Von Bergsteigen über Hochtouren, bis hin zu Kletterkursen oder Alpenüberquerungen bleibt kein Wunsch offen.
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