8 praktische Tipps wie du nachhaltig(er) wanderst

06.06.2020 | Nachhaltigkeit, Wandern

[enthält Werbung] Natur und Abenteuer erleben ist momentan die Hauptdevise vieler nach mehreren Monaten der Zurückgezogenheit und Isolation. Wandern und Outdoortourismus sind daher voll im Trend. Doch mit Lockerung der Corona-Auflagen und Ausgangsbeschränkungen wird schlagartig deutlich was Tourismus und vor allem „Overtourism“ mit sich bringen: Blechlawinen, Lärm, Verschmutzung und Zerstörung der Umwelt.

Der Ruf nach verantwortungsvollem, grünen Tourismus und achtsamen Umgang mit der Natur wird deshalb umso lauter. Aus dem Grund habe ich die wichtigsten praktischen Tipps für nachhaltiges Wandern zusammengefasst, die du auch gerne teilen darfst.

1. Erkunde die stillen und unbekannten Wege deiner Region

Wenn wir eines während Corona gelernt haben, dann das, dass das Glück und wahre Naturschönheiten so nah liegen können. Es gibt in der eigenen Umgebung so viel zu entdecken – wie wäre es deshalb, wenn du das Wander- oder auch Rad- und Flussnetz deiner Region und die vielen versteckten Winkel auskundschaftest bevor du deine Fühler weiter ausstreckst?

2. Umweltfreundlich unterwegs

Die nachhaltigste Variante, um unterwegs zu sein ist ganz klar zu Fuß, gefolgt vom Fahrrad oder anderen durch deine eigene Muskelkraft angetriebene Fortbewegungsmittel. Wie du weißt, ist die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sprich mit Bus und Bahn, ökologischer als mit dem eigenen Auto.

Carsharing und diverse Facebook-Gruppen für Mitfahrgelegenheiten machen es dir leicht, die freien Plätze in deinem Auto zu füllen.

Und wenn du alleine unterwegs bist, dann sind längere Aufenthalte an einem Ort die bessere Wahl als jeden Tag viele Kilometer durch die Gegend zu fahren. Dasselbe gilt während deiner Wanderungen. Nimm dir Zeit, um deine Umgebung wahrzunehmen und genieße die Ruhe in der Natur. 

Schöne Anregungen zum Thema „Nachhaltig auf Tour“ hat auch der DAV hier und hier veröffentlicht.

3. Verwende wiederverwendbare Brotzeit- und Trinkbehälter

Die Umwelt kannst du ganz einfach schützen, indem du deine Brotzeit in wiederverwendbaren Brotboxen oder selbstgemachten Bienenwachstüchern aufbewahrst oder einwickelst.

Robuste (Edelstahl)flaschen oder Trinkblasen sind verlässliche Begleiter, um dein Leitungswasser zu transportieren. Für Wasser mit fruchtigem Aroma kannst du Minzblätter, Zitronensaft oder klein geschnittenes Obst hinzufügen. Die richtige Reinigung und Pflege deiner Trinkbehältnisse sorgt dafür, dass sie dich viele Jahre begleiten und du gleichzeitig deinen Ressourcenverbrauch gering hältst.

4. Proviant lokal und regional kaufen

A propos Essen und Trinken. Nichts schmeckt besser als eine ordentliche Gipfel-Brotzeit. Die Krönung des Ganzen ist, wenn du sie mit einem reinen Gewissen genießen kannst. Sprich, indem du lokal und regional produzierte Lebensmittel, die du in der Regel unverpackt kaufen kannst, konsumierst.

Damit trägst du dazu bei, lange Transportwege, den Ausstoß von CO2 und erhöhten Wasserverbrauch so gering wie möglich zu halten. In der Regel schmeckts auch besser 😉

Weitere Hintergrundinfos findest du unter der aktuellen Kampagne des DAV #machseinfach und direkt unter diesem Link.

5. Trekkingnahrung selber machen

Müsliriegel oder Fertignahrung hat eines gemeinsam: Sie sind immer in Plastik verpackt. Wusstest du, dass du deine Trekkingnahrung ganz leicht und günstig selber machen kannst? Gerade wenn du länger auf Tour unterwegs bist, mag das nicht nur dein Gaumen gern, sondern auch dein Geldbeutel.

Die gute Nachricht: Anne von littleredhikingrucksack hat vor wenigen Tagen ihr neuestes E-Book “Rucksackküche” herausgebracht. Darin findest du 50 ultraleichte Rezepte für deine nächste Wandertour!

6. Nachhaltige Ausrüstung und Bekleidung

Nachhaltige, qualitativ hochwertige Funktionskleidung und Outdoorausrüstung gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Patagonia, Vaude und Icebreaker sind hierfür bekannte Hersteller. Zunehmend finden sich sogar auch lokale Unternehmen, meist Kleinstbetriebe, die nachhaltige Outdoorkleidung anbieten.

In der Regel musst du aber auch gar nicht so viel neu kaufen. Nimm das was du hast, flicke wenn es sein muss oder lass es umnähen. Gib nicht zu viel darauf wie aus dem Hochglanz-Magazin ausgeschnitten, herumzulaufen. Es gibt übrigens auch tolle Reparaturservices von den oben genannten Herstellern. Viele Outdoorgeschäfte wie Globetrotter bieten außerdem tolle Reparatur- und Recycling-Services an.

Wenn du etwas Besonderes vorhast, dann leih dir doch die benötigte Ausrüstung von Freunden anstatt sie gleich neu zu kaufen. Oftmals braucht man manche Dinge nur ab und zu und die kann man sich im Freundeskreis ja einfach herumreichen.

Konsumverzicht, Minimalismus, qualitativ hochwertiger und nachhaltiger Einkauf tragen wesentlich zum Ressourcen- und Umweltschutz bei und schonen langfristig deinen Geldbeutel. Finde hier weitere Infos zur Nachhaltigkeit bei Bekleidung und Ausrüstung.

7. Hinterlasse keinen Müll #leavenotrace

Zurückgelassener Müll ist ein riesen Problem, beim Wandern, aber auch ganz generell. Spätestens seit dem Kinofilm „Plastic Planet“ sollte das Ausmaß und Problem bekannt sein. Die Ökosysteme sind extrem empfindlich und alles was dort nicht hingehört, stört das Gleichgewicht erheblich.

Verpackungsmüll, Klopapier und Taschentücher säumen mittlerweile regelrecht die Wanderwege und die Natur abseits der Wege. Aber auch nicht einheimisches Obst wie Bananenschalen oder Schalen von Zitrusfrüchten sind ein Problem und stören das natürliche Gleichgewicht – umso mehr, wenn sie mit Pestiziden behandelt wurde. Weggeworfene Zigarettenstummel sind darüber hinaus eine echte Gefahr, Waldbrände auszulösen!

Die oberste Regel lautet deshalb: leave no trace, d.h. nimm all deinen und hinterlassenen Müll mit, denn du machst den Unterschied.

Eine kleine Anekdote: Bei einer Tour im australischen Outback hat unser Guide selbst das Schmutzwasser akkurat in Container abgefüllt, solange wieder verwendet wie es möglich war und erst nach der Rückkehr entsprechend entsorgt.

Solltest du die vorher ausgespähten Einkehr- und Toilettenmöglichkeiten entlang deiner Route nicht rechtzeitig erreichen, dann gibt es für dein kleines Geschäft eine einfache, kostengünstige und nachhaltige Alternative zu den nur sehr langsam verrottenden Taschentüchern: „Pee Rags“.

Das sind zurecht geschnittene Stoff- oder Microfaser-Tücher, es können aber auch als Piesel-Tücher umfunktionierte Bandanas sein. Dieses hängst du nach der Benutzung ganz einfach außen an deinen Rucksack – so trocknet es ruckzuck und der Geruch verfliegt sofort. Nach deiner Wanderung musst du es nur in die Waschmaschine werfen und schon ist es wieder einsatzbereit. 

Beachte folgende Verhaltensweisen für das kleine und große Geschäft in der Natur:

  • Halte ausreichend Abstand zu Gewässern/Wasserquellen (mindestens 50 Meter) – das gilt übrigens auch wenn du dich (mit Seife) wäschst
  • Benutzte recyceltes und kompostierbares Toilettenpapier und vergrabe deine Hinterlassenschaft in einem 30 cm tiefen Loch (ohne Klopapier!!) und nimm das Klopapier in einer Plastik-, Hundekot- bzw. Zip-Lock-Tüte mit, um es im nächsten Mülleimer zu entsorgen. Um das Loch zu Graben kannst du einen Stock verwenden oder du packst vor deiner Tour eine kleine Schaufel bzw. einen breiten Zelthering mit ein

8. Bleib auf den Wegen und nimm Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt

Leider fällt oft auf, dass Wanderer die markierten Wege verlassen und sich Trampelpfade dort bilden wo einst Wiesenkräuter und Insekten ihren Lebensraum hatten. Mir ist klar, dass die eine oder andere Abkürzung durch die grüne Wiese verlockend ist, doch vor allem in geschützten Gebieten macht es besonders viel Sinn, auf den sichtbar markierten Wegen zu bleiben.

Die Bedrohung der Artenvielfalt ist überall ein Problem und nicht ohne Grund gibt es in Nationalparks, Natur- und Landschaftsschutzgebieten etc. klare Verhaltensregeln. 

Meine persönlichen Gedanken zum Reisen und Umweltschutz

Ich hatte ein großes Bedürfnis diesen Artikel aufgrund der aktuellen Besucherströme und Naturschutzverletzungen zu schreiben.

Mich haben die neuesten Meldungen aus dem Nationalpark Berchtesgaden emotional sehr aufgewühlt und mich sehr zum Nachdenken gebracht. Ich möchte hier nicht den Moralapostel spielen, ich versuche nur ein wenig zum Nachdenken anzuregen. Ich hoffe, dass meine Tipps daher allein als Anregung und positiver Benefit gesehen werden.

Mir ist klar geworden, dass ich in Zukunft noch intensiver darauf achten möchte was und wie ich über Outdoor- und Naturerlebnisse schreibe und stärker auf Umweltschutzthemen eingehen möchte.

Interessierst du dich für Umwelt- und Naturschutzthemen in Verbindung mit Outdooraktivitäten? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar und deine Gedanken dazu.

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